Arznei-Kunst und Apokalypse

Bambergs Weltdokumentenerbe

Bücherregal in der Staatsbibliothek Bamberg

Das Lorscher Arzneibuch

Bamberg. Für Buchliebhaber ist die Staatsbibliothek Bamberg eine große, prall gefüllte Schatzkammer. Vor allem die rund 1.000 mittelalterlichen Handschriften, die zum Teil noch aus der Zeit des Bistumsgründers Heinrich II. stammen, lassen bibliophile Herzen höher schlagen. Drei dieser Handschriften – das „Lorscher Arzneibuch“, die „Bamberger Apokalypse“ und ein Kommentar zu Hohelied und Buch Daniel, gehören zum Weltdokumentenerbe der UNESCO.

Die Staatsbibliothek Bamberg mit ihrem Literaturbestand von mehr als einer halben Million Bänden hat ihr Zuhause in der Neuen Residenz direkt gegenüber des Kaiserdoms. Diese räumliche Nähe besteht zwar erst seit 1965, als die Bibliothek von der Bamberger Inselstadt auf den Domberg zog, doch sie könnte passender nicht sein: Denn einer der größten Schätze der Bibliothek sind die mittelalterlichen Handschriften, viele von ihnen ein Geschenk des Bistumsgründers Heinrichs II.

 

Digital zur mittelalterlichen Handschrift

Zusammen mit seiner Frau Kunigunde hat Heinrich II. seine letzte Ruhe im Kaiserdom gefunden. Welch ein schöner Gedanke für Bücherliebhaber, direkt neben der eigenen literarischen Sammlung der Ewigkeit entgegen zu schlummern. Und das erst recht, wenn drei Schriften die hohe Ehre zu teil gekommen ist, von der UNESCO ins Register „Memory of the World“ aufgenommen worden zu sein.

Ziel dieses Weltdokumentenerbes ist es, kulturell bedeutsame Dokumente weltweit zugänglich zu machen und vor dem Vergessen zu bewahren. Deshalb sind alle drei ausgezeichneten Codices der Staatsbibliothek Bamberg auch in vollständiger digitaler Reproduktion online verfügbar. Transkriptionen und Übersetzungen wichtiger Textstellen sowie Angaben zu den enthaltenen Buchmalereien erleichtern den heutigen Lesern den Zugang zu dieser mittelalterlichen Welt.

Meilenstein der Medizingeschichte
Doch durch was genau blättert nun der Leser eigentlich? Zum einen ist dies das „Lorscher Arzneibuch“, das seit 2013 zum Weltdokumentenerbe gehört. Es entstand um das Jahr 800 im Benediktinerkloster Lorsch und enthält 482 Arzneirezepte. Damit ist es das älteste medizinisch-pharmazeutische Buch des abendländischen Frühmittelalters. Gleichzeitig stellt es einen Meilenstein in der Medizingeschichte dar, denn es verbindet als Nachschlagewerk und Lehrbuch erstmals die Erkenntnisse der antiken Medizin mit christlichen Glaubensinhalten. Dank dieses Buches galt die Behandlung Kranker nicht mehr als Eingriff in den göttlichen Heilsplan, sondern als Akt christlicher Nächstenliebe.

Weltuntergang im Mini-Format
Bereits zehn Jahre vor dem „Lorscher Arzneibuch“ erklärte die UNESCO zehn Handschriften, die um die Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert auf der Klosterinsel Reichenau im Bodensee mit reicher Buchmalerei ausgestattet wurden, zum Weltdokumentenerbe. Zwei dieser Reichenauer Codices gehören zu den Schätzen der Staatsbibliothek Bamberg – auch sie ein Geschenk von Kaiser Heinrich II. Thema der Codices sind jeweils Bücher der Bibel: zum einen ein Kommentar zum Hohelied und Buch Daniel sowie zum anderen die „Geheime Offenbarung des Johannes“. Letztere ist besser bekannt als die „Bamberger Apokalypse“, in der 50 Miniaturen das Ende der Welt in ausdruckstarke und dramatische Bilder übersetzen.

Nun kann sich der interessierte Leser solch eine Handschrift natürlich nicht zum Schmökern für zu Hause ausleihen – aber das muss er auch nicht. Neben den online verfügbaren Reproduktionen auf der Website der Staatsbibliothek können die Besucher auch in der Eingangshalle der Bibliothek virtuell in prachtvollen Handschriften blättern und so einen Eindruck von der kunsthistorisch einzigartigen Buchmalerei der Zeit um das Jahr 1000 gewinnen.

Sonderausstellungen und Führungen rund um Bambergs Bücherschätze
Außerdem geben Wechselausstellungen Einblick in die Bestände der Staatsbibliothek, die sich bei Weitem nicht nur auf Handschriften beschränken. Vom 16. Oktober 2023 bis zum 27. Januar 2024 ist zum Beispiel die Ausstellung „farbenfroh und glanzvoll. Buntpapiere aus den Beständen der Staatsbibliothek“ zu sehen. Ausgewählte Ausstellungen der vergangenen Jahre können auf der Website der Staatsbibliothek weiterhin online besucht werden, darunter auch einige zur „Bamberger Apokalypse“.

Ein Tipp sind die geführten Rundgänge, die einen Blick hinter die Kulissen der Bibliothek gewähren, oder eine Führung in die Werkstatt, wo die mittelalterlichen Handschriften digitalisiert werden. Zweimal im Jahr stehen Büchersprechstunden im Programm: Bibliothekare, Antiquare und eine Restauratorin begutachten bei dieser Gelegenheit alte Bücher und Handschriften und beraten zu Fragen der Aufbewahrung, Restaurierung und Werteinschätzung.

Mehr Informationen:
BAMBERG Tourismus & Kongress Service
Geyerswörthstraße 5
96047 Bamberg
Email: presse@bamberg.info
Internet www.bamberg.info
www.staatsbibliothek-bamberg.de
Tel.: +49 (0) 951 2976 420

 

Datum - Zeichen

10. August 2023 - 4.966

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