Dunkle Augenblicke auf Bambergs Bühnen

Doppelter „Sandmann“ zum Jubiläum „200 Jahre E.T.A. Hoffmann“

Bamberg. 2022 feiert Bamberg das Jubiläum „200 Jahre E.T.A. Hoffmann“ und damit einen schreibenden, komponierenden und zeichnenden Künstler, der in seinen Werken wie auch im echten Leben die Grenzen zwischen Realität und Fantasie überschritt. Zu den Schauplätzen der Jubiläumsaktionen gehören die Bamberger Bühnen. Ab März 2022 auf dem Spielplan: Hoffmanns „Der Sandmann“ – und das sogar in doppelter Form.

Sowohl im Bamberger Marionettentheater als auch im ETA Hoffmann Theater hebt sich der Vorhang für Bühnenbearbeitungen des „Sandmanns“: jener Erzählung aus Hoffmanns „Nachtstücken“, die Dichter wie Poe, Dickens, Dostojewski und Gogol beeinflusst hat und in der Hoffmann die Themen Liebe, Schicksal und Wahnsinn in einen besonders unheimlichen Zusammenhang bringt. Das Ammenmärchen vom Sandmann, der Augen-ausreißend sein Unwesen treibt, spielt darin ebenso wie kindliche Traumata oder das Verhältnis von Mensch und Maschine eine große Rolle. Der tragische Held findet in der normalen Welt keinen Halt mehr, der Freitod erscheint ihm der einzige Ausweg.

Augenmerk auf die Abgründe der Seele
Dieses finstere Nachtstück über die Abgründe der menschlichen Seele erschien erstmals 1816 – drei Jahre, nachdem E.T.A. Hoffmann Bamberg den Rücken gekehrt hatte. Seine Bamberger Zeit (1808 bis 1813), gehörte zu den prägendsten Jahren im Leben des dunklen Romantikers. Es waren „Lehr- und Marterjahre“, mit beruflichen Krisen, einer unglücklichen, an Wahnsinn grenzenden Liebe und gleichzeitig großer kreativer Produktivität. Diese Erfahrungen ließ Hoffmann in viele seiner Werke einfließen, zahlreiche Stellen nehmen direkten Bezug auf Bamberg. Gleichzeitig ist Hoffmann selbst immer noch sehr präsent in der UNESCO-Welterbestadt. Das Jubiläumsjahr anlässlich seines 200. Todestages nimmt eben diese Bezüge in den Blick und macht sie dem heutigen Publikum zugänglich.

Neben dem E.T.A.-Hoffmann-Haus, in dem der Künstler wohnte und das heute ein Museum beherbergt, ist das ETA Hoffmann Theater ein zentraler Ort des Jubiläums. Dieses Theater war der Grund, warum Hoffmann Anfang September 1808 nach Bamberg übersiedelte: Nach schwierigen beruflichen Jahren trat er hier eine Stelle als Musikdirektor an, um so einen künstlerischen Neustart zu wagen. Seine Hoffnungen wurden allerdings nicht erfüllt, bald schon verlor er diesen Posten wieder. Für das Theater, das heute seinen Namen trägt, arbeitete er aber in den verschiedensten Funktionen weiter: Er komponierte Auftragsarbeiten, war Direktionsgehilfe, Theatermaler, Kompositeur oder Bühnenbildner – und Stammgast im Theaterlokal „Gasthof zur Rose“, das sich wie das Theater selbst in unmittelbarer Nähe zu seiner Wohnung befand.

Die Bühnenversion des „Sandmanns“ feiert im ETA Hoffmann Theater am 11. März 2022 Premiere. Die Bearbeitung von Hannes Weiler, der auch Regie führt, ist im Studio des renommierten Hauses zu sehen. Es spielen Daniel Dietrich, Stefan Herrmann, Clara Kroneck und Eric Wehlan (theater.bamberg.de/spielplan/stuecke/sandmann).

Der Sandmann am seidenen Faden
Die zweite Bamberger Inszenierung des „Sandmanns“ führt – passenderweise – in die Untere Sandstraße. Dort finden im Staubschen Haus die Aufführungen des Bamberger Marionettentheaters statt. Mit großer Kunst und viel Fingerspitzengefühl wird dem Publikum der Eindruck vermittelt, auf der fast 200 Jahre alten Bühne stünden echte Schauspieler. So wird es sich auch beim „Sandmann“ verhalten, der ab dem 18. März 2022 den Spielplan des Marionettentheaters bereichert. Umso spannender ist es, wenn die an Fäden hängenden Darsteller in eine Geschichte entführen, in dem lebendig gewordene Automaten von besonderer Bedeutung sind. Übrigens ist „Der Sandmann“ nicht das einzige Stück von Hoffmann, das das Theater 2022 ins Programm aufnimmt: Für den 13. Mai ist die Premiere der Bühnenversion des Kunstmärchens „Der goldene Topf“ geplant – jenem Werk, mit dem Hoffmann das Bamberger Apfelweibla unsterblich machte (www.bamberger-marionettentheater.de).

 

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22. Februar 2022 - 4.651

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