Inspiration für ein ganzes Künstlerleben – Themenjahr „E.T.A. Hoffmann“: Bamberg in Hoffmanns Werk

Bamberg. Im September 1808 zieht E.T.A. Hoffmann nach Bamberg. Bis April 1813 bleibt er, doch es wird keine einfache Zeit für den vielseitig begabten Künstler, der komponiert, schreibt und zeichnet. Hier durchlebt er tiefgreifende Krisen sowohl beruflicher als auch privater Natur. Doch Bamberg ist ihm gleichzeitig eine große künstlerische Inspirationsquelle – und das auch noch, als er der Stadt längst wieder den Rücken gekehrt hat. Immer wieder finden sich in seinem literarischen Werk Bezüge zu Bamberg – vom Apfelweibla in seinem berühmten Märchen „Der Goldene Topf“ bis zur Abrechnung mit der Stadt in „Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza“.

Allen Bamberg-Bezügen in E.T.A. Hoffmanns Werk nachzuspüren, würde diesen Rahmen sicherlich sprengen. Im Folgenden werden die Werke herausgegriffen, in denen Bamberg besonders präsent ist.

Der goldene Topf
Dies trifft auf jeden Fall auf Hoffmanns Kunstmärchen „Der goldene Topf zu“. Hoffmann schrieb es kurz nach seiner Abreise aus Bamberg in Dresden, wo das Märchen auch spielt. Erdacht hatte er es aber bereits in Bamberg – und eine große Rolle hat darin ein Türknauf, der sich in eine schreckliche Hexe verwandelt. Das reale Vorbild dieses „Apfelweiblas“ zierte die Eingangstür des Hauses in der Bamberger Eisgrube 14. Hier wohnte ab 1811 Karl Friedrich Kunz, Hoffmanns Freund und späterer Verleger. Hoffmann ging bei ihm ein und aus und dementsprechend oft hielt er jenen bronzenen Türknauf in Händen, der mit einem knubbelnasigen Gesicht verziert ist. Auch heute noch schmückt das „Apfelweibla“ die Tür der Eisgrube 14, allerdings mittlerweile als Replikat. Das Original befindet sich im Historischen Museum am Bamberger Domplatz. Übrigens: Im Shop des BAMBERG Tourismus & Kongress Service ist das „Apfelweibla“ als Backförmchen und als Praline erhältlich (www.bamberg.info/shop).

 

Die Elixiere des Teufels
Ein Meisterwerk der dunklen Romantik gelang E.T.A. Hoffmann mit seinem Roman „Die Elixiere des Teufels“ (erschienen 1815/1816): jener Geschichte des Mönchs Medardus, der von einem verbotenen Elixier trinkt und in Liebeswahn, Ehebruch und Mord getrieben wird. Im Februar 1812 besuchte Hoffmann mit seinem Freund Karl Friedrich Kunz das ehemalige Bamberger Kapuzinerkloster. Er war von der dortigen Atmosphäre und der religiösen Stimmung begeistert, weshalb das Kloster zur Kulisse seines Romans wurde. Das Kloster selbst wurde später abgerissen.

Kreisleriana
Der Grund, der E.T.A. Hoffmann überhaupt nach Bamberg geführt hatte, war beruflicher Art. Schon von Jugend an hatte der im preußischen Königsberg geborene Hoffmann gezeichnet, geschrieben und vor allem auch komponiert. Auf Wunsch der Familie musste er zwar Jurist werden, doch nach mehreren Stationen am Gericht und durch politische Umwälzungen versuchte er sich als freier Künstler: zunächst in Berlin, wo er jedoch kaum ein Einkommen fand, und in der Folge in Bamberg, wo er als Musikdirektor am Theater angestellt wurde. Allerdings scheiterte er in dieser Position schon nach kurzer Zeit. Dennoch arbeitete er weiter für das Theater als Direktionsgehilfe, Theatermaler, Komponist und Bühnenbilder. Die Erfahrungen, die er dabei sammelte, flossen in viele seiner Geschichten ein: in die „Prinzessin Brambilla“ etwa, in „Der vollkommene Maschinist“ oder in „Don Juan“. Am deutlichsten spiegeln seine „Kreisleriana“ diese Zeit wider. In deren Texten  etablierte E.T.A. Hoffmann mit dem Kapellmeister Johannes Kreisler eine Künstlerfigur, die ihm als literarisches Alter Ego diente. Oft geht es darin um das Leiden des Künstlers angesichts einer Gesellschaft, die Kunst als reinen Zeitvertreib sieht. Besonders zeigen dies zum Beispiel die Szenen, in der Hoffmann seine Erlebnisse im Bamberger Palais Rothenhan verarbeitete. Das Haus in der Kapuzinerstraße 25 wurde von einer verwitweten Gräfin und ihren fünf Töchtern bewohnt. Um finanziell über die Runden zu kommen, arbeitete Hoffmann auch als Gesangs- und Klavierlehrer für betuchte Familien, auch die Rothenhan-Töchter waren seine Schülerinnen. In den Kreisleriana macht sich Hoffmann gnadenlos über deren Talentlosigkeit ebenso wie über die schrecklichen Gesangsdarbietungen der höheren Damen bei gesellschaftlichen Anlässen lustig. 

 

Julia Mark als Urbild von Hoffmanns Frauenfiguren
Doch eine große Ausnahme gab es: Julia Mark, die im Haus „Zum Goldenen Löwen“ in der Langen Straße 13 wohnte. Das begabte junge Mädchen, zu Beginn des Unterrichts 1809 erst 13 Jahre alt, wurde seine bevorzugte Schülerin – und Hoffmann entbrannte in an Wahnsinn grenzender Liebe zu Julia. Seine Leidenschaft, die über Jahre hielt, blieb unerfüllt, Julia heiratete 1812 einen anderen. Der Verlust traf ihn hart, doch gleichzeitig beflügelte sie sein künstlerisches Schaffen. Julia Mark wurde zum Vorbild für viele Frauenfiguren in Hoffmanns Werk, ihr setzte er ein literarisches Denkmal unter anderem im „Goldenen Topf“, in den „Lebensansichten des Katers Murr“ oder im „Steinernen Herz“.

 

Undine
Die unerfüllte Liebe zu Julia entwickelte sich zu einer der größten Seelenkrisen in Hoffmanns Leben. In der Folge zog er sich oftmals in eine Klause zurück, die er sich im Nordturm der Bamberger Altenburg eingerichtet hatte. Hier gab sich Hoffmann seinen Leiden hin – und der Musik: Das rauschende Wasser eines Unwetters regte ihn zu seiner Oper „Undine“ an, der ersten romantischen Oper überhaupt. Ihr Thema: die zauberhafte Version einer gescheiterten Liebe.

 

Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza
Hoffmanns eigentliche Wohnung befand sich am Schillerplatz ganz in der Nähe des Theaters. Von dort hatte er es nicht weit in den Bamberger Hain: jene Parklandschaft in der Verzweigung der beiden Flussarme der Regnitz, die noch heute zu den Bamberger Höhepunkten zählt. Hoffmann ging hier oft spazieren. Zu seinen Streifzügen nahm er gerne den Hund der Wirtin des Theaterlokals „Zur Rose“ mit, in dem er Stammgast war. Hund und Hain dienten ihm als Vorlage für seine „Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza“: ein satirisches Kunstgespräch, in dem Hoffmann ungehemmt über Bamberg und die Bamberger Gesellschaft herzieht.

Meister Johannes Wacht
So sehr E.T.A. Hoffmann auch über die Stadt schimpfte, sie begleitete ihn auch noch nach seinem Wegzug. Das zeigt sich deutlich in bereits erwähnten Werken wie „Der Goldene Topf“ oder „Die Elixiere des Teufels“. Selbst kurz vor seinem Tod, als E.T.A. Hoffmann schon schwer von einem Nervenleiden gezeichnet war und er aufgrund der fortschreitenden Lähmung seine Geschichten nur mehr diktieren konnte, diente ihm Bamberg als Inspiration. In „Meister Johannes Wacht“ (1822), einer seiner letzten Erzählungen, beschrieb er den Bamberger Neptunbrunnen ebenso wie die Flügelhaube als charakteristische Huttracht der Bamberger Gärtnerinnen. Und er setzte Julia Mark ein letztes literarisches Denkmal. Was ihm in der Realität verwehrt blieb, gönnte er seinen literarischen Protagonisten: ein Happy End ihrer Liebesgeschichte. 

 

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Quellen:

Die Texte für dieses Feature entstanden vor allem unter Zuhilfenahme folgender Quellen
Peter Braun: iTour city guide „E.T.A. Hoffmann Tour”
E.T.A. Hoffmann Portal der Staatsbibliothek zu Berlin (www.etahoffmann.staatsbibliothek-berlin.de/)
Kulturamt der Stadt Bamberg: E.T.A.-Hoffmann-Weg – Auf den Spuren Hoffmanns durch Bamberg
Website der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft Bamberg (www.etahg.de)

 

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22. März 2022 - 8.369

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