Interview mit Sabine Schumm - Restauratorin in der Staatsbibliothek Bamberg

Restauratorin Sabine Schumm bei der Büchersprechstunde in der Staatsbibliothek Bamberg

Restauratorin Sabine Schumm in der Staatsbibliothek Bamberg

In der Staatsbibliothek Bamberg haben Sie als Restauratorin mit Handschriften zu tun, die teils noch aus der Zeit der Bistumsgründung vor über 1000 Jahren stammen. Was macht das Spannende an der Arbeit mit diesen Zeitzeugen aus?

Sabine Schumm: „Mich fasziniert ihre Einzigartigkeit genauso wie das Material der Dokumente, die oft noch auf Pergament geschrieben wurden. Und dann diese Akribie, die dahinter steht: Diese Handschriften wurden oft über Monate hinweg angefertigt.“

Durften Sie auch mit den Exemplaren arbeiten, die zum UNESCO-Dokumentenerbe zählen?

Sabine Schumm: „Oh ja, die Arbeit mit der Bamberger Apokalypse war vor mehr als 20 Jahren sogar mein Einstieg als Restauratorin bei der Staatsbibliothek Bamberg! Wir haben sie damals vollständig auseinander genommen, faksimiliert und neu geheftet.“

Was war für Sie persönlich das wichtigste Werk, dass Sie jemals restauriert haben?

Sabine Schumm: „Die Arbeit an der Bamberger Apokalypse war einfach spektakulär und hat mich lange begleitet. Aber letztendlich liegt mir jedes Buch und jede Handschrift am Herzen, an der ich arbeite. Als Restauratorin wachse ich mit dem jeweiligen Werk zusammen. Man brütet über dem Werk, vertieft sich in Material und Techniken und lernt die Persönlichkeit des Buches kennen.“

Die Staatsbibliothek bietet viele ihrer Schätze in digitaler Form an und das teils sogar mit Übersetzung. Wenn man kein Wissenschaftler ist: Welchen Nutzen kann der Laie heute aus solchen Werken ziehen?

Sabine Schumm: „Ich nehme mal das Lorscher Arzneibuch als Beispiel, das Ende des 8. Jahrhunderts entstanden ist: Es ist sehr spannend, sich in diese alten Rezepte einzulesen und sich damit direkt ins Mittelalter versetzen zu lassen. Bei anderen ist es der Kunstgenuss, denn viele Handschriften sind prachtvoll illustriert worden.“

Die Staatsbibliothek Bamberg bietet regelmäßig Büchersprechstunden an. Gibt es hier ein Erlebnis, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Sabine Schumm: „Es kommen öfters Menschen zu uns, die ihre Bücher der Staatsbibliothek als Schenkung überlassen wollen. Mich berührt das persönlich sehr, dass sie sich Gedanken darüber machen und ihre Schätze an einem sicheren Platz wissen wollen. Gut erinnern kann ich mich an ein Ehepaar, das mit einer zerfledderten, kiloschweren Bibel in die Sprechstunde kam. Sie haben die Bibel der Bibliothek zur Verfügung gestellt, damit die Teilnehmer an speziellen Restauratoren-Kursen an ihr Üben können – sozusagen für anatomische Zwecke.“

 www.staatsbibliothek-bamberg.de

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10. August 2023 - 2.561

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