Joan Jonas - In the Trees II

Das Naturkundemuseum Bamberg zeigt vom 2. Mai bis 2. Juni das Werk In the Trees II der berühmten Installations- und Performance-Künstlerin Joan Jonas.

Damit ist die US- Künstlerin mit einer kleinen Schau in Bamberg nun doch noch in Bayern zu sehen, nachdem Ende 2018 eine große Retrospektive ihres Werks im Münchner Haus der Kunst überraschend abgesagt worden war. Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Naturkundemuseum Bamberg, dem Kunstverein Bamberg  und der Galerie Amanda Wilkinson/London. Vor Ort in Bamberg ist man darüber außerordentlich glücklich und freut sich entsprechend darauf, die international renommierte Künstlerin Joan Jonas mit einer Arbeit in der Weltkulturerbestadt präsentieren zu dürfen. Und natürlich hofft man auch darauf, die gefragte Künstlerin persönlich in Bamberg begrüßen zu können.

Jonas hat sich seit den 1970er Jahre als Video-Performance Künstlerin einen Namen gemacht und ist mittlerweile als eine der weltweit bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Generation in den einschlägigen Museen weltweit vertreten. Die Tate London hat ihr letztes Jahr eine umfassende Werkschau gewidmet. Im Anschluss daran sollte die Schau im Münchener Haus der Kunst gastieren, wurde jedoch seitens des Münchener Hauses aus diversen Gründen abgesagt. Vom 2. Mai bis zum 2. Juni 2019 ist Jonas nun im Naturkunde-Museum Bamberg zu sehen, das mit seinem natur- und kulturgeschichtlich bedeutenden historischen Vogelsaal einen wichtigen Kontext für die gezeigte Arbeit liefert.

Während ihrer langen und einschlägigen Karriere hat Jonas eine einzigartige visuelle Sprache aufgebaut, die sie nutzt, um damit ein dringliches Anliegen zum Ausdruck zu bringen. Sie widmet ihre neueren Arbeiten vermehrt der Frage, in welcher Beziehung die Menschen zu ihrer Umwelt und zu anderen Lebewesen stehen. Vor allem ist es die wachsende Sorge um die zunehmende Verwüstung des Planeten Erde, die sie betroffen macht. Das Werk In the Trees II greift viele Schlüsselelemente ihrer künstlerischen Praxis auf. Sie arbeitet hier mit Illusion und Spiegelung; sie setzt Zeichnung sowohl an der Wand, in der Installation und der Videoperformance ein. Auch das Wischen, eine zentrale Reminiszenz ihrer frühen Videoarbeiten der 1970er Jahre (Vertical Roll, 1972), findet sich wieder, wobei es nun an die Wischfunktion neuer Displays von Smartphone und Ipad anknüpft. Jonas schafft ihre komplexen Bilderwelten in verblüffend einfacher Herangehensweise. Das erste Video entstand, indem sie einen rudimentären Performance-Raum einrichtete: Bewegtbilder von sich im Wind wiegendem Gras und Bäumen wurden auf einer vor der Wand hängenden semitransparenten Leinwand projiziert – das Projektionsbild verdoppelt sich, wenn die Performerin dazwischen tritt, wobei sie ab und an einen hölzernen Vogel hält. In einer anderen Einstellung werden Zeichnungen von Bäumen über die Performerin projiziert, oder man sieht sie selbst in frischem Grün markante Konturlinien zeichnen. Das zweite, kreisförmig beschnittene Video offenbart, über einen Rundspiegel gefilmt, wie Jonas Zeichnungen mit Kreisen und Geraden anfertigt. Dieses Motiv taucht in Jonas’ Werk öfter auf; sei es auf dem Kopfkissen, auf das sie die Figur des Kunstwissenschaftlers Aby Warburg in ihrer Performance The Shape the Secnt, the Feel of Things bettete, oder in den Zeichnungen der darauf folgenden Como Performance. Aus dieser sind in Bamberg die vor Publikum entstandenen, großformatigen Zeichnungen auf kostbarer Seide zu sehen: in einer Zeichnung kulminiert die anspielungsreiche Gegenüberstellung von Kreis und Geraden in der gleichursprünglichen Vorstellung und Darstellung von Zeit als zyklisch (ewige Wiederholung und Wiedergeburt) und linear (Zeitstrahl). Die anderen beiden Seidezeichnungen tragen das Motiv eines Schmetterlings: im diesem Motiv treffen eine Art (die sich selbst erhält) und das Einzeltier (mit seinem ganz eigenen Schicksal) aufeinander. Dieser Konflikt zwischen (Selbst)erhalt und Vergehen der Natur erhält durch den angrenzenden Vogelsaal mit seinen zahlreichen Vogelpräparaten eine besondere Rahmung.

Die Arbeit In the Trees II entstand im Nachgang zu einigen der wichtigsten Installationen der Künstlerin, Reanimation und They come to us without a word, die beide für den US Pavillon auf der Biennale in Venedig 2015 entstanden, inspiriert von der Novelle Under the Glacier des isländischen Schriftstellers Halldór Laxness. Jonas wurde von seinen poetischen Beschreibungen der Natur angezogen, speziell von Vögeln und Bienen. In der darauffolgenden Arbeit Stream or River, Flight or Pattern (2016) erkundete sie ihre Sorge um Natur weiter; eine Residenz in der Fondation Botin in Santander, Spanien, machte dies möglich. In der neuesten Installation In the Trees II treibt Jonas diese Erkundungen nun weiter. Ihr zentrales Motiv – neben dem Schmetterling – ist nun der Vogel. In einer Reihe von Vogelzeichnungen lotet sie das Verhältnis von Natur und Kunst weiter aus.

Die Ausstellung läuft bis zum 2. Juni und kann zu den Öffnungszeiten des Museums besucht werden (Dienstag bis Sonntag von 10-17 Uhr). Dazu werden auch speziellen Führungen durch die Schau angeboten (Infos erhalten Interessenten telefonisch unter 0951/8631249).

Naturkundemuseum  Bamberg
Fleischstr. 2  
96047 Bamberg  
Telefon: 0951/ 863 1249
Fax: 0951/ 863 1250  
Email: info@naturkundemuseum-bamberg.de
www.naturkundemuseum-bamberg.de

 

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02. Mai 2019 - 5.597

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