Süßholzernte 2018 fällt aus!
Seit der Rekultivierung des Süßholzes in Bamberg, das hier eine jahrhundertealte Tradition hat, gab es bislang fünf erfolgreiche Ernten, doch 2018 bringt nun den ersten Ernteausfall!
In Bamberg hat er inzwischen schon einen festen Platz im Jahreskalender, der Stichtag für die anstehende Süßholzernte, den man dann mit Stolz im Herbst bekannt gibt. Aber was ist nach so einem Sommer noch normal?
Aufgrund der außergewöhnlichen klimatischen Bedingungen wurde für dieses Jahr von der Bamberger Süßholz-Gesellschaft die Ernte abgesagt.
Denn angesichts des heißen und regenarmen Sommers haben sich die Gesellschafter der Süßholz-Gesellschaft dafür entschieden, in diesem Jahr auf die Ernte zu verzichten. Zwar überleben diese Pflanzen zwar sehr gut im subtropischen Klima, doch es ist davon auszugehen, dass die Wurzeln, die allein genutzt werden, nicht übermäßig gewachsen sind. Denn auf eine Bewässerung der Süßholzfelder wurde übrigens bewusst verzichtet. Und weil die Ernte an sich eine sehr aufwändige, schweißtreibende und nicht zuletzt auch für die Pflanze strapaziöse Prozedur ist, gesteht man dem Süßholz lieber eine Saison lang Zeit, um Kraft und Wachstum zu gewinnen, damit die Ernte im kommenden Jahr erfolgreich ist.
Bedeutung des Bamberger Süßholzes
„Keine Landschaft Deutschlands erzeugt mehr und größere Zwiebeln, keine größere Rüben und Kohlköpfe. Füg hierzu die Süßwurzel, die im Bamberger Land in solcher Menge ausgegraben wird, dass man hochgetürmte Wagen damit beladen sieht.“ Dies ist die älteste heute bekannte Erwähnung des Bamberger Süßholzanbaus durch den Frankenchronisten Johannes Boemius aus dem Jahr 1520, die belegt, dass das Süßholz über lange Zeit eine wirtschaftlich wichtige Rolle spielte, ja sogar einer der der bedeutendsten Exportschlager aus der Bamberger Gärtnerstadt war, die heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbe ist. Vom frühen 16. Jhd. an nennen Reisende, Ärzte und Buchhalter die Pflanze als eine Besonderheit der Stadt, welche sie bis Anfang des 19. Jhd. war. Zu dieser Zeit etablierte sich die organische Chemie in der Heilmittelherstellung, außerdem wurde nun zum Süßen vermehrt Rohr- oder Rübenzucker eingesetzt. Dadurch ging generell die Verwendung von Süßholz stark zurück, so dass der Süßholzanbau in Bamberg um die Mitte des 20. Jhd. fast ganz eingestellt und nur punktuell aus Traditionsbewusstsein betrieben wurde. Richtig kultiviert wurde Süßholz fortan nur noch im Bamberger Gärtner- und Häckermuseum, was das Überleben dieser traditionsreichen Pflanze in Bamberg sicherte. Bis heute ist Süßholz noch recht häufig in vielen Heilmitteln, Tees und sonstigen Rezepten zu finden, vor allem aber im echten Lakritz, das zumeist aus dem Vorderen Orient stammt.
Rekultivierung und Renaissance des Süßholzes
Im Rahmen des geförderten Modellprojekts „Urbaner Gartenbau“ gründete sich 2010 die Bamberger Süßholz-Gesellschaft, die sich hauptsächlich der Wiederbelebung des Süßholz-Anbaus sowie dem Erhalt von bewirtschafteten Gärtnerflächen als Teil des Welterbes verschrieben hat. Dank der enormen Bemühungen der Gesellschaft, die Pflanze wieder verstärkt vor Ort zu kultivieren, erlebt das Süßholz momentan in Bamberg eine richtige Renaissance:
Seit 2010 wird in Bamberg wieder auf historischen Gärtnerflächen großflächig Süßholz angebaut und dies hat mittlerweile seit 2013 fünf respektable Ernten erbracht. Übrigens ist dies in Deutschland das einzige richtige Anbaugebiet.
Ein kleiner Teil der Ernte gelangt direkt an verschiedene Betriebe vor Ort, die es für kulinarische Zwecke wie z. B. der Herstellung von Likör, Schinken, Pralinen, Bonbons oder Gerichten einsetzen. Dieses Comeback, das gerade auch den Nerv der Zeit trifft, bestärkt vor Ort die Rückbesinnung aufs Süßholz, so dass man es inzwischen vermehrt im Angebot kreativer Gastronomen und Lebensmittelerzeuger vorfindet − ja, es hat sogar die legendäre Bamberger Bierwelt um die eine oder andere Spezialität bereichert.
Die Süßholz-Gesellschaft lässt jedoch den Großteil der Ernte in den Werkstätten der Lebenshilfe verbrauchsfertig weiterverarbeiten. Durch die Wiederbelebung der alten Tradition, die Süßholzstängelchen solange zu kauen, bis sich daraus der angenehme, süß-herbe Saft löst, will man Bamberg um ein einzigartiges Souvenir bereichern und damit das Weltkulturerbe „Bamberger Gärtnerstadt“ lebendig erhalten. Bislang gibt es als nostalgische Bamberg-Mitbringsel zunächst die klassischen Süßholzstängelchen, verpackt in einem hübschen Schächtelchen mit limitierter Auflage, und dann noch Tee-Päckchen mit geraspeltem Süßholz. Beide Sorten gibt es in der Tourist Information zu kaufen. Dabei trägt der Kauf der „Originale“ der Süßholz-Gesellschaft nachweislich zum Erhalt von Gärtnerstadt und Süßholzanbau bei. Trendgerecht lässt sich dieses ausgefallene Naturprodukt für einen vielfältigen, kreativen Einsatz in der Küche verwenden und gibt Eiscreme, Kuchen, Saucen, Tees und hausgemachten Limonaden einen unnachahmlichen Geschmack. Und vielleicht vermittelt es ja sogar ein wenig „Bamberg-Aroma“ …
Informationen zum Süßholzanbau:
Bamberger Süßholz-Gesellschaft
c./o. Mussärol Bamberger Kräutergärtnerei, Gertrud Leumer,
Nürnberger Straße 86 - 96050 Bamberg, info@bamberger-suessholz.de, Tel.: 0951-22023
Tourist Information - Bezug der Süßholz-Produkte:
BAMBERG Tourismus & Kongress Service, Geyerswörthstraße 5, 96047 Bamberg, www.bamberg.info, info@bamberg.info, Tel.: 0951/2976-200 , Fax: 0951/2976222
Datum - Zeichen
26. Oktober 2018 - 6.164
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